Narrenkalender

Klein, aber oho


Neben Liederheften und jecken Programmen mit - oft gereimter - Erläuterung der aufgeführten karnevalistischen Veranstaltungen gab es in früher närrischer Zeit auch NarrenKalender. So erschien, mit dem Stempel "Carnevalsverein Düsseldorf" und dem Stadtwappen, "für das GemeinJahr 1841" ein solches Büchelchen im Westentaschenformat, sechs mal neun Zentimeter klein, mit allerlei amüsanten Anmerkungen. "Das Jahr 1841", steht da beispielsweise unter "Zeitrechnung", "ist ein gemeines Jahr von 365 uneigentlichen und von 49 eigentlichen Tagen; es wird deshalb nach wie vor die Gemeinheit herrschen in der Litteratur und auf der Bühne, in den Kneipen Lind in den Klatschgesellschaften... Der Sonnen-Zirkel wird sein: für die Kriecher der Hof, für die Frauen die Mode, für die Zeitungsschreiber die Lüge, für die Ehrsüchtigen ein Ordensband, für die Schulmeister der Stock, für die Advokaten die Sporteln (Gebühren), für die Weinhändler das Wasser, für die Kaufleute der Banquerott und für die Ärzte der Eßkiffel."

Unter "Genealogie" ist zu lesen: Carneval, der Große, semper Augustus. d.h. allzeit Mehrer der Tollheit, Regent des Narrenthums, Großmeister des jungen Lichts und des tollen Jubels, aus eigener Machtvollkommenheit Curator aller Klüglinge und Griesgrämler, Dr. der Oinosophie, Herr zu Tollendorf, Inhaber des großen Durstes u.s.w., geb. am 11. Nov. im 11. Jahre der Welt, vermählt am 11. Sptirkel 1111 mit Venetia, Prinzessin von Venedig. Aus dieser Ehe entstanden folgende Kinder: 1. HANSWURST, Pritschenmeister, Prutector aller lustigen Gesellschaften, Inhaber der großen und 11 junger Eulen, Rector zu Dülken etc. etc. 2. LÄTITIA, erste und älteste Tochter, der Diplomatie beflissen, und überall von Sr. Ehren dem Helden hingesendet, wo fröhliche Menschen zusammen sind. 3. JOCUS, COMUS Lind MOMUS, Drillinge, etwas ineinander verwachsen. 4. SATYRE, Kinder Liebe, etwas spürnasige Tochter von der linken Seite. 5. Der HUMOR, Schooßkind, erscheint selten gerufen und hat keine Mutter. Fälschlich giebt sich der Wein oft als Vater aus. 6. Der WITZ. 7. Die LAUNE.

Auch Düsseldorfs "Haupt-Weinhäuser“ werden aufgezählt: Beim langen Leim, Beim grämlichen Kater, Bei IZasigas Lippke, Im Genie, Beim sanften Heinrich, Beim langen Pitter, In den 3 Monarchen, In der Gensdarmerie, Im Düsseldorfer Gürzenich, Beim feigenbedeckten Adant in Kuxhaven, Im alten Männerhaus.

Im "Verzeichniß der zu Düsseldorf abgehenden und ankommenden Posten" (Postwagen) ist zu lesen: "Die Posten nach Dülken, nach dem hartnäckigen Ratingen, nach Bockum, nach Cleve, nach Cochum, nach Polkwitz, nach Schilda und nach Schöppenstedt gehen ab so oft es 11 Uhr schlägt und kommen um dieselbe Zeit an. Die Post nach Unterbach über den Sandweg ist seit der mißlungenen Emancipation der Esel eingegangen; die Post nach Krähwinkel ist wegen Einsturz der Brücke unter einer Ladung schlechter Witze bis auf besser Zeiten suspendirt. - Die Taubenpost zwischen Mainz und hiesigem Platz bringt die Narrhalla achtmal in der Saison zu unbestimmten Zeiten und wird sich ihr Bestehen nach der Zahl der Abonnenten richten..."

Auch "Allgemein-Nützliches" sei dem Leser teilweise nicht vorenthalten: "Ein sicheres Mittel gegen Gardinen-Predigten ist, beim Nachhausekommen den Raisonneur zu spielen. Die'Weltgeschichte' liefert viele Beweise für die Untrüglichkeit.

Wer seinen Wein vor Dieben bewahren will, dem ist zu rathcn, ihn selbst zu trinken man hat Beispiele, daß er sich sonst in Wasser verwandelt.