Mundartfreunde

Mundartfreunde Düsseldorf
Sitzung voller Jux und Esprit

Mundart ist out - so hört man's häufig. Statt dessen wird gern pseudoenglisch dahergeschwafelt. Viele Düsseldorfer haben sich damit bis heute nicht abgefunden; denn Goethe wußte bereits: „Der Dialekt ist das Element, aus dem die Seele spricht." 1969 taten sich auf Anregung von Theo Lücker rund 60 Leute zusammen, um dem schleichenden Verfall des heimischen Dialekts entgegenzuwirken, ihn wieder „salonfähig" zu machen. Aus diesem Anlaß heraus hat sich mit ungebrochener Begeisterung der Verein der Mundartfreunde entwickelt. Etwa 1300 Mitglieder zählt die stolze Truppe heute. Drei Baasc haben seither ideenreich und schwungvoll die Anliegen des Vereins vorangetrieben: von 1970 bis 1978 Fred Fiedler, von 1978 bis 1983 Adolf Busse und von 1983 bis heute Engelbert Oxenfort. Wie vor 30 Jahren gilt auch heute noch das Motto: Pflege und Förderung heimatlicher Mundart in Wort und Schrift. Regelmäßige Monatsveranstaltungen zu diesem Zweck werden von den Mitgliedern starkbesucht. Aber auch kulturelle Veranstaltungen anderer Art finden ungeteilte Zustimmung. Wenn es darum geht, geschichtliche Zeugnisse dieser Stadt oder im rheinischen Umland und auch im benachbarten Ausland zu besichtigen, reichen die bereitgestellten Plätze kaum aus. Das vom Verein ausgehende Wirken findet auch in der Öffentlichkeit ein vielbeachtetes Echo, man denke nur an die Führungen in Düsscldorter Platt durch die Altstadt oder an Mundartvorträge in Schulen und Altenheimen. Zweimal im Jahr wird unter großer Beteiligung der Bevölkerung auch Immer zu Späßen aufgelegt: Mundart freunde mit ihrem (blau-weili quergestreiften) Präses Engelberf Oxenlort. eine Messe in der St.-LambertusBasilika gefeiert -natürlich in Platt. Dann ist die Kirche so voll, da13 die berühmte Stecknadel nicht zu Boden fallen könnte. Ein Höhepunkt Lies Jahres ist die „Närrische Monatsversammlung", jeweils im Januar zur fünften Jahres zeit. Es steigt eine Karnevalssitzung voller Jux und Esprit. Hier sprechen die Redner noch Platt, hier läßt man die Lackschuhe zuhause. Kaum sonstwo sieht man so viele bunte Kostüme, bemalte Gesichter, ausgelassene Jecken. Rappelvoll ist stets der Saal, nicht nur von Mitgliedern. Eintrittskarten für diesen Abend sind schon Monate vorher nicht mehr zu haben. Im Oktober 1987 wurde als Ableger des Vereins en Scholl för Düsseldorfer Platt gegründet. Die „Hans Müller-Schlösser-Akademie" trägt den Namen eines berühmten Sohnes der Stadt. Dort versucht man mit Erfolg in Kursen für Anfänger, aber auch für Fortgeschrittene, den Heimatdialekt zu erhalten und neu zu beleben. Für den angestiegenen Stellenwert der Mundart überhaupt spricht die Tatsache, daß sich vor Jahren aus der Akademie heraus ein Mundart-Kabarett gebildet hat, das schon wiederholt im „Kom(m)ödchen" gastierte. Wie es weitergehen soll? Der agile Baas Engelbert Oxenfort weist den Weg: „Ons Mottersproch darf nit ongerjonn, mer müsse se tleje, erhalde en wicderjäwe, domet ons Kenger, Enkele en Urenkele ons späder nit nosare könne, mer hädden dennc ei beste Erwc vorenhaldc." - Das gilt auch für den Mundart-Karneval.