Neue Herren

"Im Geiste der neuen Zeit war nunmehr ein Band um alle Düsseldorfer Narren geschlungen", fand Spickhoff, als sich die Vereine 1930 zu den "Vereinigten Düsseldorfer Karnevalsgesellschaften" zusammenschlossen. An die Stelle des Rosenmontagszugkomitees trat ein Karnevalsausschuß mit Führerring und Führerrat, Bürger und Künstlerausschuß-Gremien, die prominent und honorig besetzt waren und deren Mitglieder zum Teil noch lange Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg sowohl im Brauchtum als auch im künstlerischen Bereich eine große Rolle spielten.

In dem Ausschuß, dem die Gesamtleitung des Düsseldorfer Karnevals oblag, saßen als Führerring unter anderem August Willikonsky, der Vorsitzende der "Vereinigten", Albert Kanehl, der Chef des Großen Schützenvereins, und Leo Statz als Vertreter der Bürger- und Künstlerschaft; im Führerrat dominierten die Häupter der großen Karnevalsvereine; dem Bürgerausschufl gehörten beispielsweise die Ärzte Dr. Eitel und Dr. Inden, der Schriftsteller Rudolf Herzog, Dr. Kauhausen, der Rittergutsbesitzer Lantz, Graf Schaeßberg-Thannheim, Dr. Wiedemeyer und Dr. Zapp an; im Künstlerausschuß tauchten Namen wie Clarenbach, Füsser, Geßner, Heuser, Janssen, Jungbluth, Kampf, Petersen, Lind Seyppel auf.

Zu der beachtlichen Zahl der Vereine stieß damals auch als erfreuliche weibliche Bereicherung das Amazonenkorps. Überhaupt ist zu beobachten, daß das sogenannte schwache Geschlecht, das sich bis dahin in einer zeitweise erstaunlichen Fülle von Damensitzungen vergnügte, in der Folgezeit im Düsseldorfer Karneval immer stärker zu werden begann, eigene Vereine auf die hübschen Beine stellte und sich auch im Brauchtum fröhlich emanzipierte.

An die Spitze des Winterbrauchtums schob sich schließlich 1936 der Karnevalsausschuß der Stadt Düsseldorf, in dem alle Kräfte zur Pflege des Karnevals zusammengefaßt wurden: Neben den närrischen Vereinen waren hier auch die NSDAP durch ihre Organisation "Kraft durch Freude", die Stadtverwaltung, die Künstlerschaft, der Künstler-Verein Malkasten, die Heimatvereine, die Wirtschaftsverbände und die Presse vertreten. Zum Präsidenten avancierte Leo Statz, ein Großer auch des Schützenwesens, dem meisterliche Führung seines Amtes nachgesagt wurde. Unter ihm entwickelte sich Düsseldorfs Karneval nicht zuletzt zu einem beachtlichen Wirtschaftsfaktor. Aus nah und fern und vor allem aus Holland kamen insbesondere an den Rosenmontagen Tausende zum Schauen und Mitmachen herüber.

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