Wurfmaterial

Unerwünscht: Verletzungen und Sauerei durch Wurfmaterial Kamellekontrolle in Düsseldorf

"Kamelle, Strüßjer," rufen die Narren und freuen sich wie jeck über Blumen und Süßigkeiten, die am Zugweg verteilt werden. Popcorn oder einzelne Bonbons sieht der Düsseldorfer Wagenbauleiter Wolfgang Becker ungern und kontrolliert das Wurfmaterial.

Popcorn-Tüten auf einem Festwagen

"Popcorn beispielsweise ist mit das Schlimmste, was es gibt", sagt Wolfgang Becker. Sobald Wind aufkommt, werden die leichten Tüten nicht in die Menge getrieben, sondern zurück auf die Straße. Becker: "Dann laufen die Kinder vor die Wagen, das ist einfach gefährlich." Was aber geschieht mit den tausenden von Popcorn-Tüten, die am Karnevalssonntag (03.02.08) noch auf den Festwagen liegen? "Ich bitte die Gesellschaften, die mit Wagen unterwegs sind, die Popcorn-Tüten noch an Fußgruppen zu verteilen. Die Fußgruppen geben die Kamelle kontrollierter ab", sagt Becker bei seinem Rundgang durch die Düsseldorfer Wagenbauhalle.


Schlechte Erfahrungen mit klebrigen Kaubonbons

Gummibärchen in Tüten Hintergrund der Kamellekontrolle sind die schlechten Erfahrungen mit Bonbons, die im vergangenen Zug gesammelt beziehungsweise geworfen worden sind. "Es gab tonnenweise Kaubonbons, die nicht mehr richtig verpackt waren. Und die haben schlimmer geklebt als Kaugummi," erinnert sich Wolfgang Becker. "Noch nach Tagen haben die Leute von der Awista mit Dampfreinigern die Straßen gesäubert." Die Düsseldorfer Gesellschaft für Abfallwirtschaft Awista geht am Rosenmontag mit einem Wagen im Zug mit und im Rahmen eines Teil-Sponsoring werden die Straßen gereinigt. Nach dem Kaubonbon-Alarm 2007 gab es die Androhung, dass das Comitee Düsseldorfer Carneval im Wiederholungsfall die Straßenreinigung zahlen muss.


Schokoladen-Schaumküsse und Shampoo sind tabu

Chipstüten von der Prinzengarde Die Kaubonbons könnten hohe Kosten verursachen. Tabu ist aber auch Wurfmaterial, mit dem eine Riesen-Sauerei entstehen könnte. "Eine Gruppe hat immer einzelne Schoko-Schaumküsse verteilt und damit haben sich die Leute die Klamotten verdreckt. Und richtig hygienisch war das auch nicht", so Becker weiter. Und mit Shampoo -, Duschzeug- oder Zahnpasta-Portionsbeuteln wurde ständig Unsinn angestellt. Becker: "Da wurde dann Zielschießen auf die Umgebung gemacht. Und wenn die Dinger auf dem Boden zerplatzen, wird es richtig rutschig." Seit 15 Jahren ist Becker verantwortlich für die Wagen und das Wurfmaterial und eben auch dafür, dass trotz des jecken Treibens nichts passiert. Sollte er gefährdendes Wurfmaterial entdecken und die Vereine entsorgen dieses nicht, kann das bis zum Ausschluss vom Rosenmontagszug führen.


Bei Verletzungsgefahr hört der Spaß auf

Für den gesamten Zug gibt es eine Haftpflicht- und Unfallversicherung. Deshalb führt Wolfgang Becker auch ein strenges Regiment bei der Kamellekontrolle: "Schokoladentafeln über 50 Gramm oder Pralinenschachteln sind verboten." Wer beim Zug schauen schon einmal eine Pralinenschachtel vor den Kopf bekommen hat, der weiß warum. Außerdem sind in diesem Jahr in Düsseldorf auch die großen Pappkartons als Umverpackungen verboten und die Kamelle sind in großen Säcken oder Kisten untergebracht. Die leeren Kartons wurden sonst vom Wagen geschmissen und die Fußtruppen stolperten drüber oder es gingen Brillen im Publikum zu Bruch. "Am liebsten sind mir hochwertige Süßigkeiten oder Bälle. Eben Sachen, nach denen sich die Zuschauer auch bücken", sagt Becker. Dann bleibt für die Müllabfuhr nicht mehr viel übrig und es gibt keine Schadensersatzklagen bei den Versicherungen.