Busenkrieg

Beendete der Busenkrieg die Zeit der Reibereien?


Der Busen, der Karnevalsgeschichte machte: Er löste 1998 sogar einen "Krieg" aus
Der Busen, der Karnevalsgeschichte machte: Er löste 1998 sogar einen "Krieg" aus

Düsseldorf und Köln, die beiden als feindliche Schwestern verschrienen Städte am Rhein, waren und sind sich nicht immer grün - auch im Karneval nicht. Wo sie, außerhalb der Fastnacht, einander etwas wegnehmen konnten, haben sie das getan. Der alten Mutter Colonia paßte es - um nur auf die jüngere Zeit einzugehen - beispielsweise gar nicht, daß der Spring-ins-Feld ein paar Dutzend Kilometer weiter nördlich ihr nach dem Krieg den Rang der nordrheinwestfälischen Hauptstadt wegschnappte. Und die „Tochter Europas", wie sich Düsseldorf eine Zeit lang selbstbewußt zu nennen pflegte, schrie Zeter und Mordio, als die südliche Nachbarin ihr den Landschaftsverband Rheinland stibitzte.

Flughäfen, Messen... auf vielerlei Gebieten gab's und gibt's Reibungen, aber Reibung erzeugt bekanntlich Wärme, und die strahlt bei allem Konkurrenzdenken gelegentlich von hüben nach drüben und umgekehrt. Einer der letzten Coups der Kölner (woran die Stadt selbst unschuldig war): Düsseldorf mit Bernard Henrichs den Stadtdechanten zu nehmen, einen Mann voller Humor und Mutterwitz, einen Geistlichen, der aus dem Stegreif selbst gestandene Büttenredner auszustechen vermag. Womit wir beim Thema „Karneval" wären.

Kein ernstzunehmender Düsseldorfer Narr wird abstreiten wollen, daß Köln, ohnehin länger jeck, mit sei nen närrischen Aktivitäten im frühen 19. Jahrhundert dem Karneval im Schatten des Schloßturms etwas auf die Sprünge geholfen hat. Carnevals-Comité und Rosenmontagszug wie dort wurden auch hier fast umgehend aus dem Boden gezaubert. Es gab sogar einmal, ab 1883, eine Köln-Düsseldorfer Narrenzunft, an deren lljähriges Bestehen Historiker vom Fach gern erinnern: Es wurde unter Beteiligung vieler Ehrengäste und Karnevalsgrößen im „Gaffelsaale" des „Kurfürsten" an der Flinger Straße mit großem Pomp gefeiert. An ihre Devise hat sich die später leider entschlafene jecke Zunft zeitlebens strikt gehalten: „Gleichviel, ob arm oder reich, im Narrenthum ist alles gleich!" Es hätte auch heißen können: Im Karneval sind (sogar) Düsseldorfer und Kölner gleich. Gleichartig ist der Karneval in den beiden Hochburgen des jecken Frohsinns nicht- und das ist gut so. Ganz abgesehen vom Altersunterschied - die Kölner feiern ihn seit jeher volkstümlicher, was nicht besagt, daß dort wie hier auch fleißig närrische Lackschuhe übergestreift werden; in Düsseldorf hatte er dagegen bis weit ins 20. Jahrhundert hinein dank der Aktivitäten der Maler und Bildhauer und des sie vereinenden Künstler-Vereins Malkasten einen kräftigen künstlerischen Touch, der ihm leider inzwischen aber weitgehcnd abhandengekommen ist. Einebedauerlicherweise nicht mehr existierende - Karncvalsehe wie 1935 mit Mainz, das damals sogar das Düsseldorfer „Helau" übernahm, hat es mit Köln nie gegeben. Konkurrenzdenken und Annäherungsversuche waren hier nicht recht in Einklang zu bringen.