Drei Züge fielen aus

Man tat nur so, als ob man ausgelassen wäre


Mit "ene Hot" nicht recht einverstanden: jecke Truppe im "Zoch" von 1934
Mit "ene Hot" nicht recht einverstanden: jecke Truppe im "Zoch" von 1934

Von 1931 bis 1933 fielen wegen der schwierigen Zeitläufte die Rosenmontagszüge aus. Karneval gefeiert wurde aber, wenn auch stark eingeschränkt, doch noch.

In der Session 1931 sei der Hoppeditz begraben worden, ehe er noch richtig ausgegraben gewesen sei, resümierte eine Zeitung. "Richtig lebendig geworden ist er überhaupt nicht. Es gab einige Maskenbälle. Sie waren ganz gut besucht, aber man tat nur so, als ob man ausgelassen wäre. Verzehrt wurde wenig, die Wirte und Kellner können ein trauriges Lied von dem geringen Umsatz singen. Diejenigen, die sich den Spaß fröhlicher Ausgelassenheit noch leisten konnten, waren zu dünn gesät. Die meisten davon schämten sich aber doch, angesichts der allgemeinen Erwerbslosigkeit, des Abbaus am fließenden Band und der Lohn- und Gehaltskürzungen damit zu protzen, daß sie von der Not noch nicht ergriffen sind.

An den drei Karnevalstagen nahm der Betrieb in den Restaurants und Cafes freilich zu. Der im Rheinländer steckende Humor kam trotz der Ungunst der Zeit zum Durchbruch, ohne jedoch allzu sehr überzuschäumen.

Die ,Blagen' ließen es sich nicht nehmen, als Cowboys und Mexikaner hordenweise durch die Straßen zu ziehen. Prinz Karneval schwang nicht sein Narrenzepter. Vielleicht hat er sich darüber gegrämt daß ihm die naziotischen Hoppeditze des Oberjecken Goebbels so große Dauerkonkurrenz machen. Ein paar junge Burschen, die ,übriggeblieben' vom Sonntag, am Montagmorgen betrunken über den Hindenburgwall zu ziehen versuchten, wäre dieser Obermut beinahe schlecht bekommen. Als die zahlreichen Erwerbslosen, die um diese Zeit zum Arbeitsamt gingen, ihrem Unmut unmißverständlich Luft machten, zogen sie vor, sich schleunigst auf die Straßenbahn zu flüchten.

Nach dem kirchlichen Ritus beginnen am Aschermittwoch die Fastentage. Viele Deutsche brauchen sich dabei keinen Zwang anzutun. Sie machen schon seit Monaten keine Fettlebe mehr, einerlei ob sie noch in Arbeit stehen oder erwerbslos sind."