Stets nüchtern zum Dienst


Die närrische Bürgerwehr - eine Parodie auf die Bürgerwehr von 1848
Die närrische Bürgerwehr - eine Parodie auf die Bürgerwehr von 1848

„Die Bürgerwehr sowie das Publikum haben stets nüchtern zum Dienst zu erscheinen" - derart Unmögliches verordnete der närrische Stadtkommandant Robert Krall. Per Paragraph wurde sogar „nicht gestattet, die Wehrleute in dem Wachtlokal (auf dem Podium des Kaisersaals der Tonhalle, einer getreuen Nachbildung der alten Hauptwache am Burgplatz) durch Hinaufreichen von sinnigen Liebesgaben, wie Beinkleider, Socken, Leberwurst, Wein, Branntwein, Austern etc., aus der Fassung zu bringen. Auch", hieß es weiter, „dürfen ausgestellte Pusten nicht mit Cigarren und Getränken insultiert werden, wobei jedoch der Privatwohltätigkeit keine Schranken gesetzt sind". Und schließlich „ist das Necken und Schikanieren der Wehrleute mit süßen Kosenamen wie Schattemann, Schäl, Puckel, Dotz etc. streng verboten. Wer sich solches zu schulden kommen läßt, hat den Verlust seiner persönlichen Freiheit zu gewärtigen". Allerdings: „Seiner Festnahme darf sich keiner durch die Flucht entziehen, da die Bürgerwehr noch nicht im Laufschritt geübt ist..."

Seine Wehr führte Krall im Rosenmontagszug hoch zu Roß an. Da hockte er dann, klein, schmächtig, dazu verwachsen, weshalb er der „bucklige Krall" genannt wurde, in großer Uniform mit Zweimaster und Schleppsäbel, an der Seite des Gauls ein Leiterchen, damit er gelegentlich absitzen konnte. Den spektakulärsten Auftritt hatte der „kleine Napoleon" stets, wenn sich seine Artillerie vor dem Haus des Divisionskommandeurs an der Jägerhofstraße postierte und die prächtig bespannten Kanonen mit den hölzernen Rohren, die sich zum Schießen um die Ecke krummbiegen ließen, unter seinen schnarrenden Kommandos losdonnerten. Der Donner rührte allerdings von Paukenschlägen her.